Siegelkunde - Sphragistik


In der Gegenwart wird uns fallweise ein Siegelring mit Gravur eines Familienwappens an die historische Hilfswissenschaft der „Sphragistik“ erinnern. Gesiegelte Dokumente sind kaum mehr in Gebrauch, Wappen aber bis heute das häufigste Siegelbild geblieben.
Wappen als Motiv auf 3 Messing Siegel

Die Siegelkunde bzw. "Sphragistik" ist als ein Nebengebiet der "Diplomatik" (Urkundenlehre) zu sehen, und beschäftigt sich mit der Lehre der Verwendung und der Arten von Siegeln. Die Tatsache daß Wappen zu den häufigsten Abbildungen auf Siegeln zählen, läßt die Siegelkunde in Beziehung zur Heraldik stehen.


Die vermutlich älteste bekannte Abhandlung über mittelalterliche Siegel bildet die "summa de arte prosandi" des Züricher Stillehrers Konrad v. Mure, der bereits in einem Werk im Jahre 1276 über die Bedeutung, rechtliche Aspekte der Siegel und deren Anwendung sowie über formale Eigenheiten wie äußere Form berichtet. (Literaturhinweis: "Siegelkunde", W. Ewald, R. Oldenbourg Verlag München/Wien, 1972)
Wachssiegel stellen das am häufigsten verwendete Material in Mittelalter und früher Neuzeit dar, waren gewöhnlich bräunlich, durch Materialzusätze wurden weitere Farben erzielt. (rot, grün etc.). Die ältesten Wachssiegel sind aus reinem Bienenwachs hergestellt, welche empfindlich auf verschiedenste Einflüsse reagierten, - es wurden daher sehr bald andere Stoffe wie z.B. Harz hinzugesetzt um eine größere Festigkeit zu verleihen.

Goldsiegel aus Goldblech, deren Inneres mit Gips oder ähnlichen Materialien gefüllt wurde, galt Kaisern und Königen vorbehalten. Die seit dem ca. 16. Jahrhundert verwendeten Siegelstoffe der "Siegeloblate" (geprägtes Papier) und des "Siegellacks" (findet in der Gegenwart am Häufigsten Verwendung) sind also als "neuzeitliche" Siegelmaterialien zu sehen. Die Verwendung des "Siegellacks" war anfangs auf den Briefverkehr beschränkt, ab Ende des 17. Jahrhunderts finden wir solche Siegel auch auf Urkunden. Seit ca. Ende des 18. Jahrhunderts hat der Siegellack das mittelalterliche Siegelwachs verdrängt.

Historische Siegelabdrücke

Abbildungen aus einer privaten Sammlung (ab ca. 1800) die Wappendarstellungen zeigen

Für besondere Anlässe kann auch heute Ihr Wappen in Messing "seitenverkehrt geschnitten" eine einzigartige Möglichkeit der Kennzeichnung mit Ihrem persönlichen "Siegel" darstellen.
In der Vergangenheit wurden Siegel (auch Petschaften oder Typare genannt) sehr sorgfältig von ihren Inhabern bewahrt, verloren mit deren Tod ihre Gültigkeit und wurden vernichtet.

Heute gebräuchlicher sind Siegelringe, welche das Wappen als Steingravur in Lagenstein zeigen und ein einzigartiges Schmuckstück darstellen. Die dunkle Schicht des Edelsteines tritt kontrastreich aus der hellen hervor, das Wappen ist auch in diesem Fall seitenverkehrt graviert um bei Bedarf auch für den ursprünglichen Zweck des "Siegelns" geignet zu sein. 

Alte  Wappenmalerei
Gravierter Lagensteinring und Reinzeichnung