Geschichte der Heraldik

Entstehung, gesellschaftlicher Hintergrund und Zweck

Auszug aus einem Wappen- und Adelsbrief (Tirol, 19. Jahrhundert)

Wappen und Adelsstand mit dem Prädikat "Edle von Innhof" den Brüdern "Joseph und Johann Innerhofer"..

Wappen- und Adelsbrief für Joseph und Johann Innerhofer aus Tirol mit dem Prädikat

Den Ursprung der Wappen finden wir in den bemalten Schilden, die im Mittelalter des 11. bis 13. Jahrhunderts im Kampf getragen wurden. Der farbig bemalte Schild diente der Identifikation und machte Freund und Feind unterscheidbar. Es wurden dabei nur klar erkennbare Symbole und kräftige Farben verwendet, schließlich war zu erkennen was der andere "im Schilde führte" oft (über)lebenswichtig. Diese Klarheit, Erkennbar- und Unterscheidbarkeit ist für die Gestaltung von Wappen bis heute ein wichtiges Kriterium das in heraldischer Entwurfsarbeit zu den Grundregeln zählt.


Herolde - Heraldik - Wappen


Frühe Epochen der Heraldik und der ursprünglich vorrangige Zweck der "Wappen" haben dazu geführt dass man von "Kriegs- oder Kampfheraldik" alter Zeit spricht. Nicht zuletzt ist das Wort "Wappen" von seiner Entstehung her angelehnt an den Begriff "Waffen". Dieser sprachliche Zusammenhang besteht ausser im Deutschen auch in anderen Sprachen wie zum Beispiel im Englischen "arms" oder im Lateinischen "armorum-insignia", - was soviel wie "Waffenabzeichen" heißt. Die sogenannten "Herolde" waren die Wappenkundigen dieser Zeit. Von der Bezeichnung des "Herolds" leitete sich der Begriff "Heraldik" ab, worunter man die Lehre von den Regeln der Wappendarstellung, die Grundlagen des Wappenwesens und der Wappenkunde versteht. Der Begriff Heraldik im eigentlichen Sinn ist jedoch erst seit ca. 300 Jahren gebräuchlich. Der "Herold" war ursprünglich in seiner Eigenschaft ein Bote und Verkünder mit der Aufgabe "des Heeres zu walten". Die sprachliche Herkunft steht im deutschsprachigem Raum in Verbindung mit dem althochdeutschen "hariwalt" und ist später vom Altfranzösischen "herault" ausgehend in andere europäische Sprachen eingedrungen.


Turnierheraldik


In der Zeit der "Turnierheraldik" des 14. - 15. Jahrhunderts waren es die Herolde, die "turnierfähige" Ritter mit ihren Wappen aufzeichneten. (Aus gewissem Blickwinkel spricht man von einer Entwicklung der Kampf- zur Turnierheraldik) Wappen waren zuerst Zeichen einer bestimmten Person, die dann auf die Familie übertragen und weitergegeben wurden. Der ursprüngliche Zweck mit durchaus z.T. martialischem Bezug verlor sich endgültig mit dem Niedergang des Rittertums. Mit der gesellschaftlichen Festigung des Bürgertums fanden Wappen mehr und mehr ihre Verwendung im Privat- und Wirtschaftsleben. Vor allem mit dem Aufkommen des allgemeinen Siegelwesens fanden sie breite Anwendung.


Wappenverleihungen


Die im 14. Jahrhundert beginnenden Wappenverleihungen durch Landesregenten tragen ebenfalls zu einem weiteren Aufschwung des Wappenwesens bei. Wappen und auch Adelsbriefe wurden zunächst durch Kaiser oder dessen "Hofpfalzgrafen" ausgestellt, denen ebenfalls gewisse "Gnadenakte" oblagen. Zu diesen Gnadenakten gehörten auch die Verleihung von Wappen und Adelsbriefen. Das Hofpfalzgrafenamt verlor seine Bedeutung mit der Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" im Jahre 1806.


Der Erhalt oder die Bestätigung eines Wappens durch einen Regenten war jedoch keinesfalls, wie oft irrtümlich angenommen wird, in jedem Fall mit einer Erhebung in den Adelsstand verbunden. Das Recht auf ein Wappen bzw. die freie Annahme eines solchen wurde durch Wappenverleihungen bzw. Bestätigungen nicht beeinträchtigt sondern ergänzt. Allerdings erlangten die Wappenführenden durch ein herrschaftliches Diplom (Wappenbrief) einen damit verbundenen Schutz ihres Wappens. Naturgemäß zählen die Wappen des hohen und niederen Adels zu den frühesten heraldischen Zeugnissen, bürgerliche Wappen sind ab dem 13. Jahrhundert nachgewiesen. 

Mit der Zeit des Beginns der sogenannten "Kanzleiheraldik" des 16. bis 17. Jahrhunderts treten einstige Gestaltungsregeln in den Hintergrund. Einen weiteren "Niedergang" in diesem Sinne erlebte die Heraldik im Zeitalter der Aufklärung des 18. Jahrhunderts. Erst dem Aufkommen des Historismus im 19. Jahrhundert wurden wieder vermehrt Wappen geschaffen die ursprünglichen Regeln Rechnung trugen. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts fanden bedeutende heraldische Gesellschaften ihre Gründung, die im deutschsprachigen Raum bis heute auf privatrechtlicher Ebene die Heraldik pflegen.


In Deutschland der "Herold - Verein für Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften" in Berlin (gegründet 1869);

www.herold-verein.de


die heraldisch - genealogische Gesellschaft "Zum Kleeblatt" in Hannover (gegründet 1888);

www.zum-kleeblatt.de


in Österreich die heraldisch genealogische Gesellschaft "Adler" in Wien (gegründet 1870);

www.adler-wien.at  


in der Schweiz die "Schweizerische Heraldische Gesellschaft" in Salavaux (gegründet 1891).

www.schweiz-heraldik.ch


Neben diesen Vereinigungen die ihre Forschungsarbeit auf solides Fundament stellen, bemühten und bemühen sich einige weitere, zum Teil erst in den letzten Jahrzehnten gegründete Institutionen und Vereine darum Wappen zu erfassen und aufzuzeichnen. Zu einem tragen alle bei - Wappen und ihren grundsätzlichen Sinn als individuelle Bildzeichen einer Familie, Person oder auch Körperschaft, im Bewusstsein einer sich schnell wie nie zu vor verändernden Gesellschaft zu bewahren.